Stanislav Grof und Holotropes Atmen

Holotropes Atmen nach Stanislav Grof

Biografie: Stanislav Grof wurde am 1. Juli 1931 in Prag geboren, studierte Medizin und Philosophie und absolvierte eine Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und zum Psychoanalytiker. Schon bald begriff er, dass die psychoanalytischen Konzepte die seelisch-geistige Bedingtheit des Menschen zu sehr auf die Triebtheorie reduzierte. Darüber hinaus stellte er fest, dass der Aufwand, gemessen an der Anzahl der psychoanalytischen Sitzungen, in keinem Verhältnis zu den Heilerfolgen stand. Deshalb öffnete er sich für neue Wege.

1955 wurde LSD von dem Chemiker Albert Hofmann synthetisiert und schon bald danach zur Probe an verschiedene Krankenhäuser geschickt, um das Wesen der Schizophrenie durch die "Modellpsychosen" genauer erforschen zu können. LSD ist dem Psilocybin sehr ähnlich, das wie andere Halluzinogene in indianischen Kulturen schon seit frühen Zeiten zum Erzeugen außergewöhnlicher Bewusstseinszustände verwendet wird. Stanislav Grof begann mit LSD zu arbeiten und fand heraus, dass Menschen unter LSD Einfluss nicht verworrenes Zeug sprechen, sondern dass das Erlebte in Bezug zur Person steht. Durch diese Erfahrungen änderte sich sein Weltbild und seine Auffassung über die Wirkkräfte der menschlichen Seele vollkommen.

1967 ging Stanislav Grof nach Amerika und setzte dort seine Forschungen am Maryland Institut fort, bis LSD verboten wurde. Er fand nun heraus, dass in unterschiedlichen Kulturen in vielen Jahrhunderten die Technik des schnelleren Atmens zur Evozierung von veränderten Bewusstseinszuständen eingesetzt wurde. So entwickelte er mit seiner Frau Christina das "holotrope Atmen" (von holotrop = in Richtung Ganzheit gehen): Im Zusammenspiel von beschleunigter Atmung, mitreisender (evokativer) Musik und prozessualer Körperarbeit, können Gruppenteilnehmer in tiefe innere Erfahrungen eintauchen.

Zahlreiche therapeutische und spirituelle Richtungen haben auf den Atem als Vehikel der persönlichen Reifung und des spirituellen Wachstums gesetzt. Das beschleunigte Atmen als natürliches Mittel der Bewusstseinserweiterung, der Reinigung und der Steigerung des spirituellen Energieflusses, ist in den Pranayama-Übungen des Yogas, im Dikhr der Sufis, in Ritualen des Schamanismus und in Zeremonien urchristlicher Gemeinden eingesetzt worden. Mitreisende Musik findet sich von jeher in Trommeln und Rasseln der Schamanen, in den Gesängen der Yogis, Inuit, Sufis und Tibeter, in den Engelschören der Christen und in den vielfältigen musiktherapeutischen Interventionen, zur Aktivierung und Entspannung.

Der Verdienst von Stanislav Grof besteht nicht so sehr darin, neue Methoden oder Techniken entwickelt zu haben, sondern in der ausführlichen Beschreibung der perinatalen und der transpersonalen Erfahrungsebenen.

Ausgehend von persönlichen Erfahrungen haben sich Stanislav und Christina Grof auch um die Entwicklung von S.E.N. (Spiritual Emergency Network) große Verdienste erworben, in dem Menschen in spirituellen Krisen emotionale Geborgenheit und professionelle Ansprechpartner finden konnten.

In seinen Büchern "Topografie des Unbewussten" (1978), "Geburt, Tod und Transzendenz" (1985), "Das Abenteuer der Selbstentdeckung" (1987), "Die Welt der Psyche" (1993) zeigt er in eindrucksvoller Weise, dass unsere Seele nicht nur von lebensgeschichtlichen Erfahrungen geprägt ist. In veränderten Bewusstseinszuständen können Menschen - die Dramatik der eigenen Geburt nacherleben - das Erleben kann sogar bis zur Inkarnation reichen - in die Zukunft sehen - sich Jahrhunderte zurück erleben - sich außerhalb des Körpers aufhalten - an zwei Orten gleichzeitig sein - plötzlich in andere und frühere Kulturen eintauchen - mögliche frühere Leben wieder erleben - volle Identifikation mit Tieren erlangen - das Schicksal von Menschengruppen direkt erleben - umfassende innere Verbundenheit mit dem Kosmos erfahren - Begegnungen mit Heiligen erleben.

Das holotrope Atmen wurde im Laufe der Zeit zu einer anerkannten transpersonalen Erfahrungs- und Therapiemethode. Stanislav Grof führte in den USA und Europa Ausbildungsgruppen durch und übergab später einem seiner Mitarbeiter in den USA die Ausbildungsrechte.

Stanislav Grof bekam 2007 den renommierte „Vision 97“-Preis, der von der Stiftung Dagmar und Vaclav Havels in Prag verliehen wurde.

 

Siehe auch Einzelseminare und Curriculum.