Vom Ego zum Selbst.

Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes.

Das Buch zum Thema Psychologie und Spiritualität

Die nachfolgenden Besprechungen zum Buch "Vom Ego zum Selbst" sind in unterschiedlichen Medien, wie Transpersonale Psychologie und Psychotherapie, Visionen, Ursache & Wirkung, Mystika TV, Buddhismus aktuell, veröffentlicht worden.

Rezension zum Buch "Vom Ego zum Selbst" aus Amazon

Dies ist mit Abstand das beste Buch, das ich je zum Thema "Spiritualität und Psychologie" gelesen habe. Sylvester Walch studierte an der Universität Salzburg Psychologie, Psychiatrie, Psychopathologie und arbeitet heute als Psychotherapeut, Dozent, spiritueller Lehrer. All dies findet sich im Buch. Man erkennt immer wieder, dass Sylvester Walch ähnlich wie Ken Wilber zahlreiche Bücher, Schriften gelesen hat und dass er all dies zu einem integrativen Ansatz zusammen fügt.

Doch Sylvester Walchs Buch geht weit über derartige "Denk"-Ansätze hinaus. Sylvester Walch schreibt auch lebendig, erfahrungsbasiert, "spirituell", wie man es vielleicht von Eckhart Tolle kennt. Und auch darüber geht Sylvester Walchs Buch hinaus. Sylvester Walch lädt im Buch zu Übungen ein, wie man es vielleicht von Spezzano kennt. Und zugleich beschreibt er psychische Phänomene so exakt und einfühlsam, wie es nur ein Psychotherapeut mit langjähriger Erfahrung und ein Meditierender mit langjähriger Meditationspraxis zu verschreiben und formulieren vermag.

All dies findet sich also im Buch: - feinfühlige, exakte psychologische Beschreibungen - integrative Konzepte unterschiedlicher Richtungen - philosophische Erkenntnisse - praktische Übungen - spirituelle Erfahrungsberichte/Beschreibungen Und zugleich begegnet all dies als EINS. Das einzige, das ich kritisieren würde: Ich wünsche mir MEHR davon. Ich hätte mir ein noch ausführlicheres Buch gewünscht. Aber dennoch ist dieses Buch umfassend und vollkommen ausreichend. Immer wieder, wenn ich nur 10-20 Seiten lese, spüre und erfahre ich, wie mich dies wieder innerlich bereichert, bestätigt, führt.

Es ist kein "bloßes esoterisches" Buch, kein "religiöses" Buch, kein "Wissensbuch", kein "Praktischer Ratgeber", sondern im Buch kommt tatsächlich gelebte meditative, psychologisch-psychotherapeutische, spirituelle Erfahrung zum Ausdruck. Ich kann dieses Buch Menschen empfehlen, die ein psychologisch-wissenschaftlich fundiertes, zugleich empathisch, erfahrungsbasiertes Buch suchen, das "spirituelle" Themen behandelt und hierbei die psychologisch-therapeutische Sicht nicht aus den Augen verliert.

Rezension von Bobby Langer

Kennen Sie diese Sehnsucht nach mehr Selbst? Diese im Hintergrund der Persönlichkeit glimmende, durch Alltagswust übertünchte Wahrnehmung, nicht ganz in seiner Mitte zu leben bzw. ein bisschen “aus der Spur” zu sein? Wer sie nicht kennt bzw. erfolgreich leugnet, für den ist dieses Buch nicht geschrieben.

Solange man mit seiner Identität eins ist, dem Liebhaber, der Mutter oder Geschäftsfrau, dem Kumpel oder Denker, der Partygängerin oder der Geheimnisvollen, dem Chef oder dem Hofnarr; solange es also keine ernstlichen Rollenkonflikte gibt zwischen zum Beispiel Ehemann, Partner, Beschützer, Vater, Freund, Kollege und Freiheitssucher, ist ja alles paletti. Doch bei genauerer Betrachtung ist solch innere Einigkeit eher die Ausnahme als die Regel. Und gar nicht selten kommt es zu krankhaften Auswüchsen, immer mühsamer geheim gehaltenen “seelischen Geschwüren”, die den Gedanken keimen lassen, es vielleicht doch einmal mit einer “Therapie” zu versuchen.

Abhängig von der Lebensgeschichte und den dabei geformten inneren Öffnungen oder Widerständen bietet sich dann auch der “spirituelle Weg”. Dabei geht es um die “Transformation der alten Identität”, um mehr “Frieden und Freude”. Ein solcher Weg ist ein Weg der inneren Heilung und hat deshalb viel mit Psychotherapie gemeinsam. Hier wie dort ist der Weg bereits ein Teil des Zieles, und hier wie dort hängt der Erfolg entscheidend davon ab, an wen man gerät bzw. an welches Set neuer Glaubenssätze. Der spirituelle Weg kann ein Weg sein, der zu neuer Abhängigkeit und in neue Fixierungen führt, oder hin zu mehr innerer Freiheit und Leichtigkeit leitet. Am Anfang kann sich beides sehr, sehr ähnlich anfühlen. Ein fundierter Reiseführer täte hier Not. Der transpersonale Psychologe Sylvester Walch liefert ihn.

Den spirituellen Weg und die Psychoanalyse gleichsam nebeneinander haltend untersucht und klärt er wesentliche Kernbegriffe der Reise. Denn beim so wichtigen Weg vom Ego zum Selbst sollte man wissen, was das eine und was das andere ist. Die Verwirrung nimmt zu, wenn noch das Ich dazukommt. Diese drei Begriffe beschreiben wesentliche Zonen unseres Inneren. Sie unterscheiden und einordnen zu können, schafft Klarheit und die nötige Übersicht, um sich auf dem spirituellen Weg nicht die Füße zu vertreten oder gar die Beine zu brechen. Ohnehin sollte man sich überlegen, ob man sich überhaupt auf die Reise machen will. Walch: “Der Weg nach innen ist eine Reise, die nie enden wird, denn es gibt nur einen Eingang, jedoch keinen Ausgang mehr. Wer einmal aufgebrochen ist, wird immer wieder von der Dynamik der Selbsterkenntnis angezogen. Abwege und Umwege werden schmerzlich erlebt. Die Reise nach innen ist lang, aufwendig und steinig; sie bedeutet Abenteuer und Konfrontation. Sie führt aber auch zur Einheit, zu Glück, Erfüllung und wahrer Zufriedenheit im Leben.”

Es winkt also hoher Lohn. Das Problem dabei: Wer den Weg allein um seinetwegen antritt, wird den Lohn nicht ernten; er stellt sich nur als Nebenwirkung der inneren Reifung ein, die gebratene Taube, die einem entweder in den Schoß fällt oder gar nicht. Das Großartige an Walchs Buch ist bei dem durchaus komplexen Thema, dass er psychoanalytische Erkenntnisse mit klassisch spirituellen in eins webt, auch vor heißen Eisen wie “Wiedergeburt” oder “Synchronizität” nicht zurückschreckt, und dies alles in einer flüssig lesbaren Sprache. Viele Beispiele aus seiner therapeutischen Praxis lockern und entzerren die Theorie, und zahlreiche meditative Übungen übersetzen das Gedachte und Gesagte in nachvollziehbare Übungspraxis. Sein Buch ist eines von den sieben Büchern, die man auf die berühmte Insel mitnehmen könnte – vorausgesetzt, man will überhaupt innerlich weiterkommen. Denn “wir kommen nur so weit, wie unsere Hingabe und unser Mut reichen, auf die innere Weisheit zu hören”. Sagt Sylvester Walch. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Rezension von Bärbel Wardetzki

Sylvester Walch nimmt den Leser auf eine spannende Reise mit, die bei der modernen Psychotherapie beginnt und über die transpersonale Arbeit bis zum spirituellen Bewusstsein reicht. Kompetent und gut verständlich grenzt er die Begriffe „Ich“, „Ego“ und „Selbst“ von einander ab. Die spirituelle Entwicklung ist angewiesen auf in intaktes Ich, das seine Manager Funktionen erfüllt: die Steuerung von Affekten und Bedürfnissen, die Aufrechterhaltung des intrapsychischen Gleichgewichts, das Herstellen und Halten von Kontakten, sowie die Selbstreflexion, um nur einige wesentliche zu nennen. Diese Kompetenzen unterstützen die spirituelle Praxis, die ansonsten von ungelösten seelischen Defiziten überlagert und behindert werden kann. Dennoch seien seelische Störungen nicht per se Kontraindikationen für spirituelle Übungen, da mit diesen „kurative Ressourcen“ freisgetzet werden können. Bei starken seelischen Defiziten ist jedoch eine psychotherapeutische Begleitung ebenso notwendig. Das Ego ist eher der negative Gegenspieler des Ich. Es formt sich aus den Schattenaspekten der Persönlichkeit und zeigt sich überall dort, wo Gedanken, Gefühle und Handlungen destruktiv sind z.B. bei Neid, Hass, Abwertungen und negativem Denken. Die Ego Transformation als Ziel jeder spirituellen Praxis bezieht sich im wesentlichen auf Hingabe,Demut und Öffnung für das größere Ganze, um die Getrenntheit zu überwinden Es geht nicht mehr um besser schlechter, um Aufrechnen und Kontrolle, sondern um loslassen. Erst, wenn wir eigenes Wollen und Streben (oft auf Kosten andrerer oder der Intaktheit der Welt) aufgeben, können wir der inneren Stimme folgen. Durch Introspektion, Tiefenschau und Selbsterkenntnis erweitern wir unser Bewusstsein. Übungen zum Loslassen und zur Ego-Transformation innerhalb jedes Kapitels helfen, das Gelesene konkret umzusetzen.Das Selbst als zentraler Begriff wird in drei Bedeutungen gefasst. Zum einen als das ursprüngliche, personale Selbst, das den Kern des Menschen ausmacht, ihm ein Gefühl von Identität und Lebendigkeit verschafft und zur Entfaltung der Persönlichkeit beiträgt. Unter einschränkenden Entwicklungsbedingungen wird es zum kompensatorischen Selbst, bei dem sich die Stärken des Menschen nicht weiter entwickeln können und es zu einem brüchigen Lebensgefühl kommt. Die dritte Bedeutung ist die des universalen Selbst, auch transpersonales oder kosmisches Selbst genannt, dem der „Funke Gottes“ innewohnt. Es wird erlebt als Licht, Verbundenheit, Gnade und strömende Weite. Das personale Selbst ist im transpersonalen aufgehoben und mit ihm verbunden. Der Weg dahin führt über Meditation, den Weg ins Innere und die Erweckung des spirituellen Energiepotentials (Kundalini) des Menschen.

Durch das ganze Buch ziehen sich die Systematik und das Wissen des erfahrenen Psychotherapeuten, die mir als Leser Sicherheit und Vertrauen geben. Ich muss nicht befürchten, missioniert zu werden, sondern finde ein Buch vor, das sachlich und fundiert eine nachvollziehbare Beziehung zwischen Psychologie, Psychotherapie und Spiritualität herstellt. Ein wichtiges Buch für alle Psychotherapeuten und jene, die sich auf den spirituellen Weg machen wollen.

Bärbel Wardetzki

Rezension von Dr. Ingo B. Jahrsetz

Sylvester Walchs neues Buch zeichnet informationsreich und geerdet das Menschenbild der Transpersonalen Psychologie und Psychotherapie. Es ist eine Art Kompendium, ein Lehrbuch für PsychotherapeutInnen und für Menschen, die sich für eine Integration psy-chotherapeutischer Arbeit und spiritueller Entwicklung interessieren. Viele anschauliche Übungen können Anregungen für eigene Entwicklungsschritte sein.

Sylvester beschreibt einen Weg, der ein Weg radikaler Wahrheitssuche ist. Am meisten profitiert, wer ihn auch selbst geht.

Dabei wird eines der wesentlichen Anliegen Sylvesters immer wieder deutlich, eine fundierte Integration von psychotherapeutischer und spiritueller Arbeit. Er beschreibt dies mit dem Begriff der „psychospirituellen Begleitung“.

Darunter wird eine psychotherapeutische Arbeit verstanden, die ohne spirituelle Offenheit, sehr leicht eng wird und sich in den Fallen des Ego verstrickt. Gleichzeitig ist dies eine spirituelle Begleitung, die kompetent psychopathologischen Strukturen eines geschädigten oder „falschen Selbst“, wie auch emotionale Verstrickungen im Prozess spiritueller Öffnung Hindernisse wahrnehmen und deren Überwindung unterstützen kann.

„Psychotherapie“, schreibt Sylvester Walch, „löst die Fesseln des entstellten Selbst, der spirituelle Weg befreit zum universalen Selbst“ .

Es geht um Fragen wie: Was ist das Selbst? Seine zwei Pole: das persönliche Selbst, das Selbstgefühl eines Menschen durch sein persönliches Leben, seine Identität und das uni-versale Selbst, das in die Tiefen der Transzendenz reicht und uns mit dem Geheimnis des Lebens verbindet.

Was ist das Ich? Was ist das Ego? Was ist der Ego-Tod?

Wesentlich ist, beide voneinander zu differenzieren. Das Ich nämlich ist die menschliche Fähigkeit, Distanz zu den eigenen Gefühlen, Erlebnisweisen herzustellen. Das Ego besteht aus Gedanken und Gefühlen, die sich und andere schädigen.

Die Transformation des Ego ist ein langer und schwieriger Prozess, unterstützt wird dieser von einem starken Ich. Dieses ist eine Voraussetzung für die Herausforderungen des so genannten spirituellen Weges. Der Tod des Ego kann ein sehr dramatischer Prozess sein, in dem tiefe Selbstwertzweifel, Einsamkeit und Getrenntsein, vielerlei Furcht und Todesangst durchlebt werden.

Wer sich diesem Prozess aufrecht stellt, wird reichlich belohnt. Feindseligkeit verwandelt sich in Mitgefühl, das Bewusstsein, Opfer zu sein der Lebensumstände, verschwindet und erweckt die Bereitschaft zu vergeben und die Freude, den Prozess des Lebens kreativ zu gestalten.

An vielen Stellen des Buches fügt Sylvester Beispiele aus „Erfahrungsprozessen des Holotropen Atmens“ an. Er sieht das Holotrope Atmen als eine intensive und ausgezeichnete Weise transpersonaler Selbsterfahrung. Denn was erfahren wird, ist orientiert am universalen Selbst und durchdrungen von Strömen der Liebe.

Wohin geht die Reise?
Eines der Kapitel heißt „Offene Spiritualität“.

„Erleuchtung“ stellt sich ein, wenn die Konzepte über das Leben beiseite treten. Der Weg in ein „befreites Selbst“, der Weg zum Erwachen öffnet sich, wenn Menschen bereit sind, immer wieder Inventur zu halten, die eigenen Schatten anzuschauen, ihr Bewusstsein zu erweitern, indem sie einsteigen in den Fluss des Lebens.

Alles ist sinnvoll, was uns dort begegnet, letztendlich wird realisiert das, was sich im Außen ereignet, im Innen geschieht. Unser Bewusstsein ist selbst Teil der Evolution, die Kreativität dieser Welt.

„Alles, was geschieht, ist sinnvoll und dient unserer Entwicklung. Indes ist der Weg zur Ganzheit kein automatischer Vorgang … . Nur wer leidenschaftliche sucht und sich selbst riskiert, wird die Früchte des Lebens ernten.“

Mir hat das Lesen des Buches Freude gemacht, Vieles spricht mir aus dem Herzen, ich danke Sylvester sehr für unsere Freundschaft.

Freiburg, 6. Januar 2012
Dr. Ingo B. Jahrsetz

Rezension von Günther Ditzelmüller

Sylvester Walchs aktuelles Buch widmet sich dem Anliegen des Autors zwischen Spiritualität und Psychologie zu vermitteln und diese Synthese in ein ganzheitliches wissenschaftlich fundiertes anthropologisches Konzept zu gießen. In das Werk fließt über 30-jährige praktische Erfahrung des Autors ein, was die theoretischen Ausführungen sehr bereichert.

Das Buch ist - in Kontrast zum Titel, der ein eher theoretisches Werk vermuten ließe - schwerpunktmäßig praxis- und anwendungsorientiert. Dies macht es zu einer Fundgrube und Inspirationsquelle für ressourcenorientierte Übungen, welche die Selbstannahme, Selbstdistanzierung und die Selbsttranszendenz stärken. Darin liegt eine der Stärken des Buches.

Doch Walch liefert auch Theorie. Auf den ersten rund 50 Seiten findet sich ein schöner und informativer Überblick zur Problematik des naturwissenschaftlichen Paradigmas, der „ersten Person Perspektive“, des Erkennens und der Fähigkeit zur Introspektion. Die Überlegungen sind immer wieder entwicklungspsychologisch untermauert und gut nachvollziehbar. Neben der Würdigung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse stellt Walch immer wieder die intuitiven Aussagen aus unterschiedlichen spirituellen Traditionen. Ein Problemfeld bei der vorwiegenden Orientierung am naturwissenschaftlichen Paradigma sei, dass wir uns selbst dabei verlören und nicht mehr hörten, was von innen kommt (24). So ist „die Reichweite des inneren Erkennens () immer von seelischen und spirituellen Wachstumsprozessen abhängig“ (30). Mit diesen spirituellen Wachstumsprozessen sind die Fähigkeiten zu Offenheit, Wertschätzung, Liebe und Achtsamkeit sich selbst und anderen gegenüber gemeint. Diese Haltungen könnten Bewusstseinsschranken aufheben und weite innere Räume öffnen. Dadurch würde eine Tiefenschau ermöglicht (Übung 55).

Der Weg geht also ins Innere. Hauptanliegen der transpersonalen Psychologie ist, die Welt als Geschenk der Schöpfung zu sehen, sowie zu einer Balance der Erkenntnis- perspektiven und einer Sensibilisierung für innere Erkenntnisprozesse beizutragen (26).

Auffallend ist Walchs Offenheit mit der kritischen Auseinandersetzung über Sterben und Tod, insbesondere mit Nahtoderfahrungen. Zentral dabei ist die Klarheit im Offenhalten des letzten Horizonts und das Vermeiden ontologischer Festlegungen. So zitiert Walch den Neurobiologen Gerhard Roth: „Letztlich bedeuten die Befunde nur, dass es offenbar zur psychischen Ausstattung des Menschen gehört, unter be-stimmten Bedingungen religiöse, spirituelle oder mystische Erlebnisse zu haben. Daraus folgt weder zwingend, dass solche Erlebnisse irgendeinen realen Bezug haben, noch folgt daraus zwingend, dass der Glaube an Gott oder ein Jenseits reine Illusion ist“ (73).

In der Erfahrung der Todesnähe, des Sterbens sieht die transpersonale Psychologie eine großartige Chance zur Transformation und spirituellem Erwachen. Es könnte sich eine Tür zum „Wesenskern“ und der Essenz des Daseins auftun. Dabei warnt Walch immer wieder vor vorschnellen und überzogenen Interpretationen, die sich als naiv erweisen. Diese Gratwanderung durchzieht das gesamte Buch. Die Haltung Walchs zu diesen Fragen ist eine phänomenologische, zuerst einmal das anzunehmen wie es geschildert wird, damit läuft er nicht Gefahr, sie zu ignorieren oder ideologisch zu überfrachten.

Trotz dieser existenziell-phänomenologischen Haltung bleibt allerdings ein Unbehagen, etwa bei Prämissen wie „das Bewusstsein kann sich von seiner materiellen Basis lösen“ oder dass „alles zu unserem Besten geschieht“ (77), „alles was geschieht, ist sinnvoll und dient unserer Entwicklung“ (307, 309). Es erinnert zwar entfernt an Frankls Sinnpostulat, aber eben auch an die Kritik dieses Postulats, z.B. durch Jaspers. An solchen Stellen wird das Buch „prophetisch“.

Das folgende Kapitel über das Sterben des Ego bringt einige erhellende Unterscheidungen.

Für Walch ist die Transformation des Ego der Königs- weg der menschlichen Entwicklung. Im existenziellen Sinne ist dies Vergleichbar mit der Freilegung der Person und der Entwicklung von Selbsttranszendenz. Walch betont, dass ein funktionstüchtiges Ich unbedingt notwendig ist und nicht mit dem Ego verwechselt werden darf. Leider wird es in der spirituellen Literatur oft synonym verwendet. Er differenziert das Ego in spiritueller Hinsicht vom Ich in psychologischer Hinsicht. „Der spirituelle Weg braucht ein intaktes Ich, denn Menschen mit ausgeprägter Ich-Schwäche haben in der Regel Schwierigkeiten, Veränderungsprozesse mit vorhergehenden labilisierenden Durchgangsstadien zu ertragen ...“ (96). Im Ego sieht die transpersonale Psychologie ein großes Hindernis in unterschiedlichen Schweregraden. Auch hier sind die angebotenen Übungen hilfreich. Die Ego-Anteile nähren sich aus nicht integrierten Schattenaspekten, Eigenschaften die wir ablehnen. Zentrale Wurzel sei das Gefühl der Getrenntheit (112), das die Gewissheit verdrängt, verbunden und eingebettet zu sein. Immer wieder beschreibt der Autor Beispiele, wie eine solche Transformation auch körperlich-psychisch-geistig erlebt werden kann. Auch eine kritische Sicht von Spiritualität zeigt sich wenn sich Ego-Aspekte spirituell tarnen und so munter fortbestehen. Sehr interessant ist seine Differenzierung von Ego-Tod Erleben und Phänomenen der Depersonalisierung und Psychosen (161). Hier gibt der Autor klare und sehr hilfreiche Unterscheidungskriterien an. Eine Fülle von Übungen zur Ego-Transformation, Erstellung eines Ego-Profils, Umgang mit destruktiven Gefühlen, Abbau von Überidentifikationen, Vergebung, usw.. rundet das Kapitel ab.

Das zentrale Kapitel über das Selbst macht deutlich, dass für Walch das Selbst - als Ziel der Transformation - durch Dialogfähigkeit, Beziehungsfähigkeit, Wirkzentrum, „Mitte der Person“ und durch Orientierung an der inneren Stimme/Weisheit gekennzeichnet ist. Wieder ergänzen entwicklungspsychologische Anmerkungen zur Entstehung des Selbst die Ausführungen. Sehr lesenswert sind auch die Exkurse zu Beschädigungen des Selbst anhand von Schizophrenie und Borderline-Erkrankung in diesem Kontext. Von dort her beleuchtet Walch das befreite Selbst, die Selbstaktualisierung, den Willen, sowie die Intention und die innere Stimme. Dieses Selbst stellt er in Verbindung mit der Vorstellung eines universalen Selbst, einer umgreifenden Seinsdimension, die gedanklich nicht mehr zu fassen ist, aber vielfach bezeugt wird. Wieder werden unterschiedliche spirituelle Meisterinnen zitiert und Seminarteilnehmer kommen zu Wort. Das personale Selbst ist in diesem Konzept dabei im universalen Selbst in zweifacher Hinsicht aufgehoben: Es ist in ihm beherbergt und hat sich zugleich überschritten (224). An solchen Stellen zeigt sich manchmal auch ein Pathos, der etwas befremdend wirkt.

All das ist ein ständiger Übungsweg. Ergänzt wird das bisher ausgeführte aus energetischer Perspektive im Ab- schnitt über die Erweckung der Kundalini. Hier wird die Erfahrung des Autors zu einer Quelle des Verstehens. So zeigt sich die Transformation bis in die Schwingungsebenen des Leibes hinein und die Chakrentheorie zeigt relevante Entwicklungsschwellen. Dabei rät der Autor wiederum, das Chakrensystem nicht zu eng zu interpretieren, sondern mehr als nicht lokale Entsprechungen signifikanter Durchgangsstadien zu begreifen (239).

Abschließend wird der Weg zur Ganzheit reflektiert und auf den Begriff der psychospirituellen Begleitung gebracht. Das Verhältnis von Psychotherapie und Spiritualität wird weiter differenziert, sowie das Meister-Schüler Verhältnis beleuchtet und nochmals auf die Bedeutung der Integration des Schattens hingewiesen. Zentraler Punkt ist - auch in Erinnerung an den Kongress in Lindau - dass jede Art von Heilung in der Verbindung mit dem universalen Selbst entsteht. An dieser Stelle treffen sich existenzanalytische Annahmen (alle Heilung kommt aus einer spirituellen Dimension, Längle A. 2011) mit der transpersonalen Psychologie. Eine gelebte Spiritualität (Ego-Transformation) zeigt sich vor allem in einem achtsamen, wertschätzenden und liebevollen Umgang mit sich und der Welt und eröffnet eine „Mystik des Lebens“ (307).

Zusammenfassung

Hier liegt ein durchdachtes und engagiertes Werk vor, das sich der Verbindung von Psychotherapie und spirituellem Weg widmet. Es ist ansprechend geschrieben und aufgrund der eingewobenen praktischen Übungen wird die zum Teil abstrakte und aus unterschiedlichsten Kulturkreisen stammende Theorie gut nachvollziehbar.

Natürlich hat ein solch ambitioniertes Unternehmen - ein integrativer kulturübergreifender anthropologischer Entwurf eines spirituellen Menschenbildes - mit einigen Schwierigkeiten zu rechnen, die in der Sache selbst liegen. So ziehen sich begriffliche Probleme durch das gesamte Buch. Begriffe wie „Wesenskern“ oder „Wesensnatur“ kommen aus essentialistischen Traditionen und sind mit einem Berg von theoretischen Schwierigkeiten behaftet. Diesen Schwierigkeiten begegnet der Autor in einer sehr klaren, anerkennenden und intellektuell redlichen Weise ohne sie zu verschweigen.

Neben dem starken Engagement wird wohltuend die selbstkritische Haltung des Autors deutlich, vor allem an den Stellen, an denen er auf die Notwendigkeit intakter Ich- Strukturen und gut verankerter Personalität verweist, die erst ein heilsames Sich-Einlassen auf veränderte Bewusstseinszustände und spirituelle Übungen möglich machen. Hier bemerkt man die Korrektur früherer, allzu optimistischer Annahmen im Rahmen der transpersonalen Ansätze sowie der Antipsychiatrie-Bewegung. Die Kontrastierung spiritueller Erfahrungen durch psychodynamische Perspektiven und Bewusstseinsentwicklung sind anregend, erhellend und erleichtern das Verstehen.

Ungeachtet davon, ob man mit den Hauptprämissen des Autors übereinstimmt, bietet das Buch eine Fülle von meditativen Übungen, die sich als sehr nützlich erweisen. Ebenso hilfreich sind die vielen konkreten Fallvignetten, in welchen die praktische Erfahrung des Autors spürbar wird.

Zusammenfassend dürfte das Buch für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten und für spirituell interessierte Menschen sehr lesenswert sein, gerade weil es einen Blick über den Tellerrand üblicher klinischer Perspektiven bietet.

Markus Angermayr

Rezension von Anna Maurer

Mit diesem Buch geht man einen inneren Weg, der von inspirierenden Texten begleitet ist. Anleitungen zur Selbstreflexion und kontemplative Übungen tragen durch, führen nach innen und lassen uns tiefer in unser eigentliches Sein vordringen. Dabei ergänzen sich psychotherapeutische und spirituelle Perspektiven. Es sind Wege, die ineinander verschränkt sind. Fachlich höchst kompetent und nachvollziehbar wird daher dargestellt, wie Schattenaspekte, Egoanteile und destruktive Verhaltensweisen aufgelöst werden können, um zu entdecken, wer man wirklich ist. Sylvester Walch ist ein transpersonaler Psychotherapeut mit langjähriger Erfahrung, der viele Menschen auch durch schwierigste Situationen begleitet hat. Hinter jedem Störungsbild verliert der Autor den Menschen jedoch nie aus dem Auge. Er anerkennt ihr psychisches Leid, unterschätzt es nicht und begleitet sie doch dorthin, wo sie sich in ihrem Wesen gegründet fühlen. Als spiritueller Begleiter weiß er, wie sehr es gesunde innere Strukturen braucht, um die Energien zu halten, die durch Öffnungen zur universellen Kraft hin evoziert werden. Wer sich dieser Inneren Weisheit anvertraut, wird gelassener, freudiger und sicherer sein Leben meistern. Sylvester Walch führt auch sicher über die Hürden, die zu jedem spirituellen Weg gehören.

Das Buch lässt nicht los, beschäftigt, regt an, gibt Kraft und wirkt weiter… für Menschen, die auf der Suche nach Glück und Zufriedenheit sind, ist dieses spannend geschriebene Buch ein unverzichtbarer Begleiter.

Anna Maurer, Mai 2011

Rezension von Hans Peter Weidinger

Mit seinem neuen Buch „Vom Ego zum Selbst - Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes“ fasst Sylvester Walch seine jahrzehntelangen Erfahrungen und Forschungen auf den Gebieten der humanistischen Psychotherapie, der transpersonalen Psychologie und der Spiritualität zusammen. In genialer Weise verknüpft er die verschiedenen Ebenen der menschlichen Seele und des menschlichen Bewusstseins zu einer ganzheitlichen Sichtweise.

Ausgangspunkt seiner Betrachtungen ist die Annahme, dass es in unserem Innersten eine „Weisheit“ gibt, der wir uns durch Innenschau annähern können. Dabei entdecken wir tief in uns liegende Wirkkräfte des Lebens, ergründen kreative Potentiale unseres Bewusstseins und eröffnen einen Raum zum Universalen, zu intuitivem Wissen und berührenden Grundwahrheiten unseres Daseins.

Auf diese Weise zu wachsen bedeutet auch immer ein „Stirb und Werde“, ein Loslassen von Altem und Vertrauten und ein neu geboren Werden in Unbekanntes. Walch betont dabei die Wichtigkeit, bereits während des Lebens das Sterben zu üben, um uns von starren und rigiden Verhaltensweisen zu lösen und somit unser Ego zu transformieren, um seine Dominanz zugunsten des größeren Ganzen zurückzunehmen.

Je mehr unser Ego in den Hintergrund tritt, desto mehr können wir zu dem werden, wer wir wirklich sind: im Sinne eines befreiten Selbst zu einem Menschen, der sich selbst verwirklicht und lebendig, schöpferisch und kraftvoll im Leben steht. Im Sinne des universalen Selbst erfahren wir, dass wir im tiefsten Grund unseres Seins göttlicher Natur sind, zeitloses Licht, Buddha Natur. In dieser Weise finden Psychotherapie und spiritueller Weg zusammen zu einem ganzheitlichen Weg der Befreiung.

Auf dem Weg zur Ganzheit gibt es immer wieder Fallstricke, Engstellen, Hürden und Herausforderungen. Im letzten Teil seines Buches weist Sylvester Walch auf die Wichtigkeit der Integration des Schattens hin, dem Annehmen von und Aussöhnen mit abgelehnten und tabuisierten Seiten unserer Persönlichkeit. Auch betont er, dass sich eine nachhaltige psychospirituelle Transformation im Alltag auswirken und erweisen muss. Gelebte Spiritualität zeigt sich vor allem im achtsamen, wertschätzenden und liebevollen Umgang mit sich, anderen Menschen und der Welt und nicht nur in besonderen Erfahrungen.

Wer das Buch in die Hand nimmt, spürt die Mystik und Energie, die ihm inne wohnt. Es berührt die Seele in seiner ganzen Tiefe und Weite und spürt die wunden Punkte auf, die sich nach Heilung sehnen. Die vielen ausgezeichneten Übungen, die wunderbar in den Textfluss eingewoben sind, ermöglichen dem Leser, in sein eigenes Bewusstsein einzutauchen, es zu erforschen und zu erfahren. Das Buch ist für TherapeutInnen, an Spiritualität Interessierte und Laien gleichermaßen ansprechend, da es das an- und ausspricht, was den Menschen in seinem Innersten bewegt, unabhängig von seinen Vorerfahrungen und seiner Bildung. Wer das Buch gelesen hat, besitzt vielleicht eine ganz persönliche Vision, wie er sein eigenes kleines Leben in ein segensreiches Dasein verwandeln kann.

Hans Peter Weidinger